Wie sind Sie zur Geige gekommen und was oder wer hat sie dazu inspiriert Geiger zu werden?
Mit acht Jahren habe ich an der Musikschule in Möhlin angefangen, Geige zu spielen. Es war meine Grossmutter, die aufgrund meines guten Gehörs und der Tatsache, dass ich sehr sauber sang, davon überzeugt war, dass ich für das Geigenspielen gemacht sei. Schlussendlich war es dann aber mein zweiter Lehrer, Markus Lehmann an der Musikschule Mellingen, der mich mit seinem Unterricht und seinem ganzen Wesen völlig begeisterte, so dass auch ich ganz schnell Musiker werden wollte – genau so wie er!
In der internationalen Presse ist die Rede von ihrem «investigativen Repertoireansatz» – was ist damit gemeint?
Naja, das bedeutet lediglich, dass ich mich auch für Werke interessiere, die zu Unrecht vernachlässigt worden sind. Vorzugsweise Violinkonzerte, die vielleicht bereits aufgeführt wurden, die aber neue Interpreten und neue Sichtweisen brauchen, damit ihre Geschichten weiterzählt werden können. So spiele ich, zum Beispiel, die Violinkonzerte von Peter Eötvös oder Magnus Lindberg sehr gerne und habe kürzlich die Weltersteinspielung des zweiten Violinkonzerts von Peteris Vasks gemacht. In der kommenden Saison spiele ich nun auch erstmals zwei bedeutende Schweizer Violinkonzerte des 20. Jahrhunderts; die von Othmar Schoeck und Willy Burkhard!
Nebst ihren Auftritten als Solist, sind Sie auch Veranstalter und Musikmanager tätig. Warum setzten Sie sich so sehr für die Musik ein? Wieso braucht die Welt ihrer Meinung nach Musik?
Ich finde, dass wir als Musikerinnen und Musiker stark in der Verantwortung sind, uns dafür einzusetzen, dass die Welt der klassischen Musik, so wie wir sie kennen und schätzen – und in der wir ja auch unseren Lebensunterhalt verdienen – erhalten bleibt. Deshalb müssen wir uns mit allen Mitteln dafür einsetzen, unserem Publikum den Wert der Musik immer wieder zu vermitteln. Wie sehr jeder Mensch die Musik braucht, lässt sich ja schon an ganz kleinen Kindern erkennen, die alle sehr stark auf Musik reagieren. Man kann die Bedeutung der Musik nicht hoch genug einschätzen.
Was ist für Sie ein gelungenes Konzert?
Ein Konzert ist für mich dann gelungen, wenn das Publikum innerlich bewegt aus dem Konzertsaal nach Hause geht und die Eindrücke noch einige Tage nachhallen. Am schönsten ist es für den Interpreten, wenn man in besonderen Momenten eine ganz tiefe Verbundenheit und Einigkeit im Konzertaal spürt; die Musik hat die Kraft, Menschen zu verbinden!
Was waren die wichtigsten Momente oder prägendsten Begegnungen in ihrer bisherigen Karriere?
Hm, da gab es bestimmt ganz viele verschiedene Begegnungen, mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten. Grundsätzlich freue ich mich aber immer sehr, wenn ich die Gelegenheit habe, mit ganz hervorragenden Dirigentinnen und Dirigenten, die eine starke eigene Persönlichkeit haben, zusammenzuarbeiten. So zum Beispiel mit Heinz Holliger, mit dem ich in Schaffhausen endlich wieder auftreten darf. Seine Kompromisslosigkeit und Konzentration auf das Wesentliche sind für mich ein Vorbild und die Zusammenarbeit ist jedes Mal unheimlich lehrreich!
Wonach streben Sie in ihrer Karriere als Geiger?
Es ist für mich ein grosses Glück, wenn ich Werke, die mir besonders am Herzen liegen, mit hervorragenden Orchestern und Dirigentinnen und Dirigenten in die Welt hinaustragen und deren Geschichte weiterschreiben kann. Das Schöne, aber auch Herausfordernde an unserem Beruf ist, dass man nie ankommt. Bei jedem neuen Werk fühlt man sich teilweise wieder wie ein Anfänger, denn man muss sich in die Sprache des Komponisten oder der Komponistin ganz neu einarbeiten. Ich schätze diesen Prozess sehr.
Sie spielen eine sehr spezielle Geige, die 1761 in Parma von Giovanni Battista Guadagnini gebaut wurde. Was hat es mit dieser Geige auf sich, was charakterisiert sie und welche Beziehung haben Sie zu ihr?
Es ist einfach eine sehr schöne, alte Geige, die seinerzeit von Thomas Füri gespielt wurde. Thomas Füri war Leiter der Camerata Bern und ein bedeutender Schweizer Geiger. Ich habe seit 2017 das Glück auf der Geige spielen zu dürfen. Sie klingt genauso gut, wie ich sie eben spiele….
Was macht Ihnen – nebst der Musik – sonst noch Freude im Leben?
Zeit mit meiner Familie zu verbringen und hoffentlich bald einmal wieder Ferien in den Schweizer Bergen zu machen. Ich wandere sehr gerne. Zudem reise ich gerne, ich habe meine letzten Konzertreisen nach Mexiko, Griechenland oder Bhutan wahnsinnig genossen!