Wie kam das Klavier in ihr Leben und warum sind Sie Pianistin geworden?
Meine Mutter hat sehr gut Klavier gespielt und ich hörte jeden Abend, wie sie Stücke von Mendelssohn, Schumann oder Beethoven übte. Das Klavier gehörte so von Anfang an zu meinem Alltag und so war es irgendwie ganz selbstverständlich, dass auch ich diese wunderbare und erstaunliche Kiste spielen wollte. Der alles entscheidende Moment kam aber etwas später, als ich das zweite Klavierkonzert von Brahms zum ersten Mal hörte. Dass ein Mensch so unfassbar schöne Musik erschaffen kann, glich für mich einem Wunder und in diesem Augenblick wurde mir klar, dass mein Leben dafür bestimmt ist, der Musik zu dienen
Sie nennen die Klaviermusik ihre Muttersprache. Was lieben Sie an dieser Sprache? Was möchten Sie ihrem Publikum in dieser Sprache vermitteln?
Ich liebe die Universalität der musikalischen Sprache. Da braucht man keinen Übersetzer, denn alle Emotionen erreichen direkt das Herz der Zuhörerinnen und Zuhörer.
Ihr Herz schlägt für Franz Liszt. Was fasziniert Sie an seiner Musik und seinem Werk?
Franz Liszt war ein musikalischer Visionär und ein wirklich guter Mensch. Er hat andere Komponisten seiner Zeit gefördert und zahlreiche Studenten inspiriert. Seine Musik ist mir näher als jede andere; das lässt sich gar nicht so leicht erklären. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ein Stückchen seiner Seele in mir wohnt.
Woraus schöpfen Sie die Inspiration und Energie für ihr künstlerisches Schaffen?
Wenn man für die Musik Leidenschaft empfindet, wird diese selbst zur Inspirationsquelle. Die Musik lässt mir oft keine Ruhe, manchmal wird sie so laut in meinem Kopf, dass ich nachts nicht schlafen kann. Ich muss aber gestehen, dass es nicht nur die klassische Musik ist, die mich prägt. Auch bei Rockbands wie MUSE oder Radiohead finde ich viel Inspiration.
Ihr Herz scheint nebst der Musik auch für die Natur zu schlagen. Was bedeutet Ihnen die Natur und was schöpfen Sie aus dem Umgang mit ihr?
Die Natur hilft mir, die wirkliche Grösse meiner persönlichen Probleme zu erkennen: Im Vergleich zu unseren majestätischen Bergen scheinen diese immer eher klein und unwichtig. Die Konzertrezensionen, der Wettbewerb zwischen den Kolleginnen und Kollegen, die Sozialen Medien; das alles rückt in den Hintergrund, wenn man das Mobiltelefon zu Hause lässt und wandern geht.